Dein Videoschnitt PC braucht nur diese 3 teuren Teile

Ich war Feuer und Flamme für einen neuen Schnitt-PC, als die ersten Zeilen dieses Artikels klickten. Und mein PC fast auch. Die Tasten wurden eigentlich gehämmert und nicht geklickt, vor lauter Motivation. Und dann kam die Ernüchterung. Ein einfärbiger Bildschirm und ein Ton, bei dem ich kein zweites Mal den Wecker auf Schlummern stellen würde. Totalabsturz. Und ich war schuld. Aber dafür verstehe ich nun jede Komponente ganz genau!

Damit du beim ersten Einschalten aufgeregt statt nervös bist, gibt es meinen klar strukturierten 2022 Ratgeber. Auf den Punkt gebracht.

Spar dir Marketing-Upgrades und teure 1 % Verbesserungen. Hier zeige ich dir perfekte Fertig-PCs, verrate dir die besten Tipps für den selbst konfigurierten Videoschnitt PC und bespreche mit dir alle wichtigen und die unwichtigen Komponenten, damit du deinen individuellen PC findest. Genau so würde ich meine Freunde auch beraten.

Deswegen braucht unser PC Leistung

Was braucht ein moderner Videoschnitt PC? Wir wollen nicht nur einen Computer, der Videos mit hoher Auflösung wiedergeben kann. Wir wollen einen, der Unmengen an Daten laden, verändern, verwerten, mixen, zusammensetzen, rendern, codieren und abspielen kann. Er soll flüssig und sicher laufen, schnell sein und die Geräuschbelastung minimieren.

Die Anforderungen an den Videoschnitt PC sind sogar höher als an einen Gaming-PC!
Beim Videoschnitt kommt es auf drei Komponenten an: Prozessor, Grafikkarte und Arbeitsspeicher. Genau in dieser Reihenfolge soll auch dein Budget fallen. Der Prozessor ist das Herzstück, die Grafikkarte ist notwendig und der Arbeitsspeicher ist Komfort.

Sind das nicht die teuersten Teile im Gehäuse? Ja.
Kostet unser Hobby nicht schon genug Geld? Tja.
Kann ich wenigstens bei einem Teil sparen? Möglich.

Als Künstler braucht man Zeit für wirklich wichtige Dinge, da macht es keinen Spaß, dem PC beim Codieren zuzusehen. Wir verlangen die größte Performance, die von privaten Nutzern gefordert wird. Gerade in der Zeit des beliebten 4k-Formats erwarten einige wohl zu viel von ihrer alten Klapperkiste – ein Upgrade muss her.

Bevor es zum starken PC Komponenten Guide und den wertvollen Tipps geht, gebe ich dir ein paar PC Empfehlungen, damit deine Entscheidung ein Investment für die Zukunft wird.

Fertig zusammengebaut, oder doch selbst konfigurieren?

Fein abgestimmte Fertig-PCs

Mir macht es am meisten Spaß, wenn ich einen PC von der ersten bis zur letzten Komponente tunen kann. Wenn man aber recherchiert und sucht, findet man oft auch genau den gewünschten PC schon fertig zusammengebaut. Kein Abmessen, kein Berechnen, keine Kompatibilitätsprobleme. Strom rein und loslegen.

Eignet sich ein Gaming PC für die Videobearbeitung?

Ich hoffe, ich treffe jetzt nicht den ein oder anderen Nerv! Ein guter Videoschnitt PC ist eigentlich ein sensationeller Gaming PC mit lahmer Grafikkarte. (Mit der lahmen Grafikkarte wäre er dann doch nicht so sensationell, stimmts?)

Also ja, ein Gaming PC eignet sich als Videoschnitt PC, wenn du auf gewisse Eckpunkte achtest. Der Vorteil: In den Editing-Pausen kannst du ordentlich zocken.

Was musst du unbedingt beachten? In erster Linie kommt es auf den Prozessor an. Genügend Arbeitsspeicher ist meistens verbaut. Eine große SSD ist auch schön zu haben. Die Grafikkarte ist für Videobearbeitung bei einem Gaming PC aber bestimmt überdimensioniert. Bei den anderen Komponenten sprechen die Zahlen für sich. Wenn du auf Zuverlässigkeit setzt, dann sollten bekannte, gute Marken verbaut sein.

Selber Zusammenstellen

Bei den unendlichen Kombinationsmöglichkeiten und der riesigen Auswahl – wie findest du ein stabiles System, das harmoniert und den hohen Anforderungen gerecht wird?

Um diese Frage zu beantworten, habe ich jede Komponente genau unter die Lupe genommen und das Wichtigste für deine Entscheidung aufgelistet. Damit es danach keine bösen Überraschungen gibt, musst du die folgenden Punkte abklären.

Kompatibilitäts-Checklist

  1. Prozessor wählen und dann Motherboard mit passendem Prozessorsockel
  2. Prozessor Kühler muss für diesen Sockel und ins Gehäuse passen (Maße beachten)
  3. DDR Typ des RAMs muss für das Motherboard passen
  4. PCIe Version am Motherboard soll mindestens so modern sein, wie auf der Grafikkarte
  5. Kleine Gehäuse sollten die maximalen Maße der Grafikkarte angeben
  6. CPU Kühler, Grafikkarte und RAM Module müssen nebeneinander Platz haben
  7. Netzteil so wählen, dass es idealerweise mit nur 50 bis max. 80 % Auslastung fährt
  8. Motherboard und alle anderen Komponenten müssen zusammen ins Gehäuse passen (logisch)

Alternate.de bietet einen PC Konfigurator, der viele Kompatibilitätsprobleme vorab erkennt. Kundenservice phänomenal.

So. Warum also grüßte mich meine brandneue Workstation mit einem einfärbigen Bildschirm? Widerwillig stieg ich von meinem hohen Ross und musste mir die PC-Komponenten doch noch genauer ansehen.

Komponenten im Detail

1. Prozessor (CPU)

  • Der Prozessor gibt den Takt an.

Üblicherweise denken viele an die Grafikkarte, wenn es um den Videoschnitt PC geht. Ihr wird aber fälschlicherweise die meiste Rechenleistung zugesprochen. In Wahrheit stürzen sich die Videobearbeitungsprogramme hungrig auf die Rechenleistung der CPU.

Der Prozessor ist das Kernstück von jedem PC für Videobearbeitung. Durch die hohe Anforderung von Videobearbeitung sollte der Löwenanteil von deinem Budget in diese Hardware fließen. Mit anderen Worten, wenn du 50 € von deinem Budget übrig hast, dann investiere sie eher in die CPU als in die GPU. Da du sowieso eine externe Grafikkarte verwenden solltest, wird auf die interne Grafikkarte der CPU keinen großen Wert gelegt.

Kerne

Die gängige Software von heute liebt mehrere Prozessorkerne. Bei modernen Motherboards können sogar mehrere CPUs verbaut werden, was die Kern-Anzahl deutlich erhöht. Hier ist unbedingt darauf zu achten, wie viele Kerne und in welcher Konfiguration die gewählte Software unterstützt.

4 Kerne sind für die meisten Tätigkeiten mehr als ausreichend. Bei hohen Multitasking-Anforderungen (z.B. Videobearbeitung) sind 6 – 8 Kerne eine gute Wahl. Wenn Hintergrundprozesse ungestört auf einen anderen Kern geleitet werden können, wird die Leistung beim Videoschnitt verbessert. Mehr als 8 Kerne sind wohl nicht die Preis-/Leistungssieger für unsere Verwendungszwecke, doch es gilt: mehr Kerne, mehr Power.

Hyperthreading

In diesem Zusammenhang fällt dem einen oder anderen der Begriff Hyperthreading ein. Im Grunde bezeichnet es nur eine Ablaufoptimierung der Verarbeitung von Programmstücken. Computer für Videobearbeitung machen sich dieses Prinzip besonders gern zunutze. Während der eine Frame bearbeitet wird, kann der nächste schon entsprechend vorbereitet werden. Der PC weiß ganz genau, wie die nächsten Programmschritte ablaufen werden. 

Für Multitasker und Leute, die sehr viel rendern, ist Hyperthreading eine vielversprechende Option, um die Leistung zu verbessern, wenn die Software dies unterstützt. Ich bezeichne es als Bonus-Feature. Wirklich wichtig ist zuerst die Anzahl der Kerne und die Taktgeschwindigkeit.

2. Grafikkarte

  • Schön, dass du da bist.

Für sehr interessierte: Hier ist mein ausführlicher Artikel für die richtige Grafikkarte für Videobearbeitung. 

Aber jetzt mal die wichtigsten Aspekte im Überblick:

Für einen absolut reinen PC für Videobearbeitung ist eine zusätzliche Grafikkarte nicht zwingend nötig. Die meisten Programme, die für die Bildbearbeitung verwendet werden, können die Grafikkarte nicht sehr stark nutzen. Aber es entlastet den Prozessor, wenn er einen Teil der Aufgaben, die sowieso bei der Nutzung des PCs entstehen, an die GPU abgeben kann.

Es passieren hier in letzter Zeit sehr viele Verbesserungen. Die Anforderungen an die Grafikkarte werden stetig höher. Immer mehr Videobearbeitungsprogramme nutzen auch die Rechenleistung der GPU zunehmend stärker. Durch Hardwarebeschleunigung für Codierung und Rendern kann eine gute Grafikkarte die Performance stark verbessern. Für einen zukunftssicheren Videoschnitt PC ist eine gute Grafikkarte ganz sicher von Vorteil.

Ein Großteil der Zeit wird durch Video-Transcodierung für die Leistungssteigerung in unterschiedlichen Programmen beansprucht. Ebenso wartet man lange auf die Encodierung mit dem jeweiligen Videocodec für die gewünschten Formate und Plattformen. Wird der Prozessor für diese Aufgaben allein gelassen, ergeben sich noch längere Wartezeiten. Mit einer Grafikkarte läuft auch das Playback um einiges flüssiger. 

Teuer oder billig

Für das Videoschnittprogramm Davinci Resolve empfehle ich definitiv eine gute Karte. Diese Profi-Software kann einiges aus ihr herausholen. Andere Programme kommen auch mit einem günstigen Modell klar. Hier ist meine Liste der besten Videoschnittprogramme verlinkt.

Wenn ein nicht zu teurer Budget-PC für den Videoschnitt in Aussicht ist, sollte man auf alle Fälle wenigstens in eine billige Grafikkarte investieren. Eine schwache GPU ist immer besser als gar keine – mit Abstand.

Der nächste Sprung geschieht bei einer Grafikkarte der besseren Mittelklasse. Es hängt zwar sehr von allen anderen Komponenten und auch von der Software ab, aber du bekommst eine merkbare Leistungssteigerung. Vor allem die Gamer werden an dieser Stelle wieder wach. Investiert man in einen Mittelklasse-PC für Videobearbeitung und finanziert sich eine gute Grafikkarte dazu, kann man die angestrengten Videoschnitt-Augen mit ein bisschen Gaming entspannen. Nein Blödsinn! Gönnt den Augen eine Pause und geht raus in die Natur!

Für die, die ihrer Gaming-Leidenschaft nachgehen wollen, gibt es noch die Möglichkeit einer High-End-Grafikkarte. Für reine Videobearbeiter wird es hier uninteressant. Die Performance bei der Videobearbeitung steigert sich nicht mehr enorm. Man bekommt aber eine richtige Power Maschine.

3. Arbeitsspeicher (RAM)

  • Ich will MEHR!

Was braucht ein Videoschnitt PC wirklich? Ganz sicher viel Arbeitsspeicher. Wenn der Computer Daten schnell zwischenspeichern möchte, um auch schnell wieder Zugang zu haben, speichert er diese im Arbeitsspeicher. Ist die Datenmenge zu groß, verwendet er den langsamen Festplatten-Speicher.

Ich habe nicht zu viele Kleidungsstücke, nur einen zu kleinen Schrank.

Ein PC für Videobearbeitung braucht mindestens 8 GB RAM. Für bequemes Arbeiten in Full HD sind 16 GB RAM nötig. Beim 4k Videoschnitt ist man mit 32 GB RAM ganz vorn dabei. 

Ein Blick in den Taskmanager verrät, wie ausgelastet der Arbeitsspeicher ist. Die meisten RAM-fressenden Programme beobachten aber, wie sehr beschäftigt dieser ist. Eine Auslastung von 100 % ist tödlich für den Arbeitsfluss eines Computers und wird von den Programmen vorausschauend vermieden. Somit könnte man mit mehr Arbeitsspeicher eventuell noch einiges an Leistung herausholen, denn dann können die Programme ohne Hemmungen loslegen.

Anzahl RAM Module

Entscheidet man sich für 8 GB RAM, empfiehlt es sich dann zwei idente Modelle mit 4 GB zu verwenden? Die Bandbreite verdoppelt sich somit. Für Systeme ohne zusätzliche Grafikkarte ist das ein muss. In der Realität sind die Unterschiede bei Verwendung der externen Grafikkarte nicht wirklich merkbar. Ich würde sogar dahin tendieren, nur ein Speichermodul zu kaufen, wenn man vorhat, später eventuell nachzurüsten. Dann hat man auf alle Fälle noch genug Platz.

Bauformen

Es gibt beim Random Access Memory (RAM) unterschiedliche Bauformen, die alle paar Jahre verbessert werden. Sie unterscheiden sich bei der Bauform, der Anzahl an Kontaktstellen und bei den Taktraten. Die aktuellen Modelle bezeichnet man als DDR4 RAM. Ziemlich viele Systeme arbeiten noch mit der Vorgängerversion DDR3. Hierbei muss man das Motherboard auf Kompatibilität überprüfen. Mehr dazu im nächsten Kapitel.

Bei der Verwendung von verschiedenen Modellen können Kompatibilitätsprobleme auftauchen und eventuell auch Systemabstürze. Deswegen immer das gleiche Modell vom gleichen Hersteller mit der gleichen Speicherkapazität kaufen. Die Hardware muss zusammenpassen. Solltest du zwei Modelle mit unterschiedlicher Taktrate verwenden (tu es nicht), läuft das System mit der Taktrate des langsamsten Moduls.

Taktraten und Timing

Die Performance beim Arbeitsspeicher wird von zwei weiteren wichtigen Faktoren beeinflusst. Die Taktrate gibt an, wie viele Taktzyklen in einer Sekunde passieren. Sie bestimmt die Hauptleistung des RAMs. Bei einer Taktrate von 2133 MHz durchläuft der RAM also über 2 Milliarden Zyklen in einer Sekunde. Da wäre es doch sicher von Vorteil, wenn die Zeit zwischen Anfrage und Antwort kurz ist, oder?

Stichwort Timings: 9-9-9-25 ist eine typische Angabe der Latency. Mit anderen Worten geben die Zahlen an, wie viele Taktzyklen verstreichen müssen, bis die jeweilige Aktion ausgelöst wird.

Marken

Bei den bekannten Marken, wie Corsair, GSkill oder HyperX, macht man grundsätzlich nichts falsch. Bei gleichen Spezifikationen kann man sich auch sehr ähnliche Performance erwarten. Wie ist also der unterschiedliche Preis gerechtfertigt? Man bezahlt eben auch die Lebensdauer, Zuverlässigkeit, Garantie und für das Service und Design.

4. Motherboard

  • Sorry, aber niemand hat dich gefragt.

Es ist das Herz des Computers. Jede Leitung geht von dieser Stelle aus und führt zu jeder einzelnen Komponente – ähnlich wie die Adern in unserem Körper. Dennoch sollte man alle PC-Komponenten bereits ausgewählt haben und anschließend ein passendes Motherboard auswählen – nicht umgekehrt. So kann man Kompromisse leichter umgehen. Sind die gewünschten Eigenschaften fixiert, kann man auch ein billiges Modell wählen. Wichtig ist, dass die gesamte Hardware kompatibel ist.

Moderne Motherboards kommen mit allen wichtigen Anschlüssen, die du so brauchst und besitzen bereits gute Soundkarten. Natürlich, die Anforderungen an das Motherboard sind hoch. Aber manche Hersteller wollen das Rad neu erfinden.

Spezifikationen

Die unterschiedlichen Größen werden in folgende Typen eingeteilt: mini-ITX, micro-ATX, ATX, EATX. Da alle Komponenten irgendwie mit dem Motherboard verbunden sind, müssen auch alle genug Platz haben. Deshalb empfehlen sich ATX Modelle. Unsere PCs für Videobearbeitung und Gaming sind Power-Maschinen mit Platzbedarf.

Generell solltest du dir keine Sorgen machen, für welchen Sockel du dich entscheiden sollst. Denn das haben die Hersteller der CPUs schon für dich gemacht. Wichtig hingegen ist, dass das Motherboard nach diesem Sockeltyp gewählt wird, denn da muss der Prozessor rein.

Beachte außerdem, wie viele Arbeitsspeicherplätze zur Verfügung stehen und welchen Typ sie voraussetzen. Vergiss dabei nicht auf den CPU Kühler, der so eingebaut werden muss, dass er nicht an anderen Komponenten (z.B. RAM) anstehen würde. 

5. Festplatte (SSD & HDD)

  • Das perfekte Liebespaar.

Was braucht dein Videoschnitt PC dringend noch? Festplattenspeicher. Vor allem Videos in höherer Qualität können Festplatten stark beanspruchen.

SSD oder HDD?

Die Antwort ist kurz: beide! Eine Solid State Drive (SSD) ist sehr viel schneller, kleiner, zuverlässiger und lebt länger als die brummende Harddisk Drive (HDD). Die SSD basiert auf der Flash-Technologie. Sie besitzt keine schnell rotierenden Scheiben. Warum also die HDD ebenfalls verbauen? Na ja, wenn du es dir leisten kannst, hast du dazu auch gar keinen Grund.

Selbst wenn das Budget begrenzt ist, sollte man sich wenigstens eine kleine SSD zulegen und darauf das Betriebssystem installieren. Das gilt nicht nur für den PC für Videobearbeitung, sondern für alle. Während das Video rendert, willst du bestimmt andere Dinge am PC machen, als ein Ladesymbol zu beobachten. Der ganze Computer rennt damit einfach flüssiger.

Für die Hauptaufgabe, der Datenspeisung und Datenspeicherung unseres Materials, sind die HDDs wirklich schnell genug und können dank des Preises auch größer ausfallen. Sie kommen mit den meisten Anforderungen gut zurecht.

Mit wenig Geld reicht eine kleine SSD mit 256 GB für das Betriebssystem und andere Anwendungen. Die Lebenszeit erhöht sich, wenn die Festplatte nicht randvoll ist. Wenn der Geldbeutel sehr leicht ist, tut es eine 1 TB HDD daneben auch. Beim nächsten Urlaubsgeld kann man ja eine Zweite nachrüsten. Unter 7200 RPM würde ich bei keiner HDD gehen.

Ein kleiner Denkanstoß: Festplatten gehen kaputt. Ich sichere meinen gesamten PC mit Backblaze und das mit unlimitiertem Speicherplatz! Ohne sicheres Backup brauchst du jede Festplatte mindestens doppelt.

6. Netzteil

  • Ein Netzteil braucht PS!

Welches Netzteil benötigt dein Videoschnitt PC? Diese Hardware wird viel zu oft unterschätzt. Ein Netzteil liefert Strom für den Computer, fertig. Damit kann man halt nicht angeben. Aber die Qualität und Leistung des Netzteils hat bei der Wahl eines PCs für Videobearbeitung hohen Stellenwert.

Leistung

Es gibt zwei Leistungsspezifikationen, die Hersteller gerne auf die Verpackungen schreiben: Dauerleistung und Spitzenleistung. Kauf niemals ein billig-Netzteil, das als Leistungsangabe nur die Spitzenleistung aufzeigt. Das ist ein ganz großes No-go, denn wirklich wichtig ist, wie viel Leistung das Netzteil dauerhaft mindestens abgeben kann.

Ein 500W Netzteil soll also auch 500W dauerhaft abgeben können, ohne dass sich Probleme ergeben oder die Lebenszeit stark verkürzt wird. Im schlimmsten Fall zerstört ein unstabiles, schnell alterndes und unzuverlässiges Netzteil wichtige Komponenten im PC. Auch Brände wurden so schon ausgelöst. Deshalb: Qualitätsprodukte von bekannten Marken, die auch eine vernünftige Garantie und ausführliche Spezifikation anbieten.

Wie viel Watt

Das ist ganz simpel. Ich verwende dazu diesen Leistungsrechner: be quiet! Netzteil-Rechner. Einfach alle verwendeten Komponenten eingeben und die minimal zu erwartende Leistung anzeigen lassen. Am besten man wählt viele optionale Komponenten aus. Wer weiß, was einen im Kaufrausch später mal reitet…

Das Ergebnis entspricht zwar den höchsten Anforderungen, wenn man jedoch 100W-150W aufschlägt, dann ist man auf der sicheren Seite. 100W mehr und man wirkt auch der Alterung von PC-Teilen entgegen. Vielleicht rüstet man das ein oder andere Teil nach, dann lieber etwas mehr als zu wenig Power haben. Für viele PCs für Videobearbeitung und Gaming reicht ein 500W Netzteil vollkommen aus.

Effizienz

Die Umwandlung des Stroms von der Steckdose kann niemals verlustfrei geschehen. Die resultierenden Verluste äußern sich zum einen in Wärme und zum anderen beim höheren Bedarf an Strom von der Steckdose. Ein Netzteil mit 93 % Effizienz braucht für die gleiche Leistung weniger Strom als ein Ähnliches mit 80 % Effizienz (vereinfacht).

Sagen wir mal dein Geld hat nicht einmal mehr unter der Matratze Platz und du kaufst einfach ein Netzteil mit 1000W. Das wird deinen Anforderungen sicher gerecht. Dein Computer benötigt unter Spitzenlasten aber nur 300W. Das System saugt davon im Normalfall wiederum nur die Hälfte, also 15 % der maximalen Netzteilleistung. Die Effizienz ist generell bei 50 % Netzteilauslastung am höchsten. Links und rechts der Kurve flacht sie leicht ab. Ein 400W Netzteil wäre in deinem Fall sogar besser, denn es würde weniger Strom verbrauchen und somit Geld einsparen. Andererseits haben wir gesagt, du hast viel Geld, also ist dir das egal. Na ja, 1:0 für dich.

Größte Verbraucher

Hier erwischt es uns als Filmmaker noch einmal. Unser Netzteil braucht ordentlich Power, denn die Grafikkarte und der Prozessor sind die leistungshungrigen Komponenten im Gehäuse. Die übrige Hardware trägt nur einen kleinen Teil des Stromverbrauchs bei. Diese zwei (und noch andere Komponenten) werden mit 12V Gleichspannung betrieben. Deshalb ist darauf zu achten, dass die 12V Leitungen vom Netzteil auch genügend Strom (Ampere) liefern können. Wenn es mehrere dieser Leitungen gibt, können die Komponenten unabhängig voneinander angeschlossen werden. Dadurch erhöht sich die Stabilität bei kurzfristig hohen Leistungsanforderungen.

7. Gehäuselüfter

  • Manchmal kommt es auf die Größe an.

Bei hohen Rechenleistungen entsteht auch sehr viel Wärme. Die warme Luft muss von möglichst jeder Komponente abgeführt werden. Ich bezeichne Lüfter, die ins Gehäuse blasen als Eingangslüfter und die, die hinausblasen als Ausgangslüfter.

Effizienter Luftstrom

Der beste Luftzug entsteht, wenn der Luftstrom in einer geraden Linie strömen kann. Z.B. vorne die frische, kalte Luft ansaugen, quer durchs Gehäuse strömen lassen und hinten abführen. Je weniger Wirbel entstehen, desto besser. Man kann auch das Heißluftballon-Konzept einfließen lassen: warme Luft steigt auf, kalte Luft sinkt ab. Demnach kannst du die Kühlleistung verbessern, indem du im unteren Bereich die kalte Luft anzusaugen lässt und sie im oberen Bereich des Gehäuses abführst.

Statischer Luftdruck und Luftdurchsatz

Es gibt zwei Bauformen von Lüftern, die unterschiedliche Anwendungen haben. Es gibt Lüfter, die darauf ausgelegt sind so viel Luftdurchsatz zu erzeugen wie möglich. Das spielt für die allgemeine Luftbewegung im Gehäuse eine Rolle. Die würde ich einbauen, falls sie nicht direkt von etwas blockiert werden (bei Ausgangslüftern, bzw. Eingangslüftern mit Freiraum).

Die zweite Art ist darauf spezialisiert, Luft effizient durch Hindernisse hindurchzudrücken. Hierbei verwendet man Lüfter mit hohem statischen Luftdruck. CPU Lüfter sind ein gutes Beispiel dafür. Sie müssen die Luft durch die feinen Lamellen der Kühlkörper pressen.

Lüftergröße und Lüfteranzahl

Je größer, desto besser. Wenn jemand wirklich auf eine angenehme Lautstärke im Zimmer achtet, der verschafft sich PC Lüfter mit einer Kantenlänge von mindestens 120 mm.

Ein großer Lüfter kann für den gleichen Volumenstrom viel langsamer drehen als ein Kleinerer. Demnach ist er auch viel leiser. Ebenso sind zwei Lüfter um einiges leiser als ein Lüfter für den gleichen Volumenstrom, da sie nur ca. halb so schnell drehen müssen. Finger weg von 80 mm Lüftern!

Lüfteranschluss

Die Lüfter werden entweder über Molex Steckverbindungen vom Motherboard oder vom Netzteil direkt gespeist. Meistens führen drei Kabel zum Stecker: die positive Spannungsversorgung, die Masse und ein Kabel für das Tachosignal, um die Lüftergeschwindigkeit auszulesen.

Es gibt zwei Arten, um die Geschwindigkeit des Lüfters zu regulieren: über die Veränderung der Versorgungsspannung oder über ein PWM Signal (Pulsweitenmodulation). Wenn der Lüfter PWM fähig ist, besitzt er ein viertes Kabel. Somit kann softwaretechnisch die Geschwindigkeit geregelt werden.

8. CPU Kühler

  • Chill mal deine Base.

Der Prozessor kommt meist mit einem mitgelieferten Kühlsystem, dieses ist aber nie wirklich gut. Es reicht zwar für viele Anwendungen aus, aber gerade beim PC für Videobearbeitung und auch beim Gaming entsteht schnell sehr viel Wärme. Ohne eine gute Kühlmöglichkeit macht der Computer einem Laubgebläse ordentlich Konkurrenz. Wenn du ein ruhiges Arbeitsklima willst, setze hier auf gute Hardware. 

Gerade bei wechselnden Leistungsanforderungen kann das ständige Auf und Ab des CPU Lüfters auf die Nerven gehen. Bevor man überhaupt an gute Gehäuselüfter denkt, sollte man sich für einen Qualitätskühler entscheiden.

Als Zweites gäbe es die Möglichkeit, den Prozessor zu übertakten. Dadurch erzeugt er von Haus aus mehr Wärme und diese kann mit dem mitgelieferten Kühler sicher nicht abgeführt werden. Mit einem guten CPU Kühler wird dein Computer auch dieser Anforderung gerecht.

Achtung

Bei der Kompatibilität sind noch ein paar Dinge zu beachten. Der Kühler muss für das verwendete Motherboard passen. Die meisten Kühler passen für fast alle CPU Sockel, ein Blick auf die Herstellerseite kann dabei aber nicht schaden. Auch die Größe muss kontrolliert werden, um einerseits nicht den RAM zu blockieren und andererseits ins Gehäuse zu passen.

9. Gehäuse

  • Und wo soll das jetzt alles hin?

Nun muss du nur noch die gesamte Hardware schön verpacken.

Ein PC für Videobearbeitung und Gaming braucht sehr viel Platz. Deshalb eignen sich die meisten Mid Tower Gehäuse für unsere Verwendungszwecke. Sie sind die kleineren Tower-Vertreter aber immer noch groß genug. Sie besitzen meist 3 – 4 externe Erweiterungsschächte, 6 – 8 Montageplätze für Festplatten, sind 43 – 53 cm hoch und haben eventuell für zwei Grafikkarten Platz. Fast immer unterstützen sie ATX Motherboards.

Die Gehäuse ohne Kompromisse nennen sich Full Tower Gehäuse. Wenn man neben dem Schreibtisch viel Platz hat, kann man sich austoben. Sie besitzen meist 5 Erweiterungsschächte, sind 56 – 68 cm hoch und bieten auch für verrückte Systeme mit drei Grafikkarten oder ähnlichem genügend Platz.

Wer die Geräuschbelastung auf ein Minimum reduzieren möchte, könnte auch nach einem Gehäuse mit schallgedämmten Wänden halten. Meine persönlichen Anforderungen an das Gehäuse sind: Platz, Konfiguration, Luftfilterung, Geräuschminimierung.

Geschafft!

Wenn man die notwendigen Kriterien beachtet, dann ist der Weg zum Traum PC auf einmal ganz leicht. Die wichtigsten Komponenten kennst du, die Kompatibilitäts-Stolpersteine auch und bloße Marketing-Features durchblickst du. Mehr ist es auch nicht. Ich hoffe, damit fällt deine Entscheidung ganz ohne Stirnrunzeln und Kopfzerbrechen.

Ach ja, was wurde eigentlich aus meinem widerwilligen PC?

Ich brachte ihn zum Laufen, allerdings mit sehr viel Stirnrunzeln und Kopfzerbrechen. Die gute Nachricht: meinem Ego ging es wieder besser, denn die Komponenten passten eigentlich perfekt zueinander. Der Übeltäter war 2 cm groß und länglich. Klassischer Fall einer fehlenden Schraube, nachdem man ein Gerät auseinander- und wieder zusammengebaut hat. Ich hätte die Schrauben zählen sollen, wie ein Chirurg seine Werkzeuge. Sie hatte sich hinter dem Mainboard versteckt und fleißig Kurzschlüsse erzeugt. Glücklicherweise rauchte es nur aus meinem Kopf und nicht aus dem Gehäuse.

Wenn dir mein Artikel geholfen hat, bleibt nur mehr eines zu sagen. Sorry für deine ab jetzt verkürzten Kaffee- und Tee Pausen während dein PC rechnet!

Meine zukunftssicheren Videoschnitt PC Empfehlungen habe ich hier noch einmal verlinkt. Danke fürs Lesen.