Videoqualität im Nachhinein verbessern – so klappt es wirklich

Wenn du nicht weißt, wo du anfangen solltest, dann hier. 4 kleine Schritte mit riesigem Ergebnis.

Du kannst einiges aus deinem gefilmten Material herausholen. Aber es ist möglich ein HD Filmmaterial durch ein Computerprogramm zu jagen und es den Freunden in 4K zu präsentieren? Es ist möglich. Aber vielleicht nicht mit dem Ergebnis, das du dir erwartest! 

Der Trick mit dem Fake 4K

Man kann die Videoqualität verbessern, aber beim Format wird geschwindelt. Es gibt eine Reihe von standardisierten Bildauflösungen, die angeben, wie viele Pixel auf einem Bildschirm, oder von einer Kamera, dargestellt werden können. 

Wenn eine Kamera in HD ready aufnimmt, dann speichert sie pro Zeitintervall für jeden Bildpunkt eine Farbe. Bei HD wären es 921.600 dieser Bildpunkte bzw. Pixel (1280 horizontal mal 720 vertikal). Das ist die gesamte Information, die zur Verfügung steht. Das sehr beliebte 4K Format besitzt davon hingegen weit über 8 Millionen. Dennoch ist es möglich, ein Full HD Video in ein 4K Format zu bringen.

Wo kommen aber nun die zusätzlichen Pixel her? Beim Upscaling werden benachbarte Bildpunkte untersucht und „Künstliche“ eingefügt. Dabei schätzt das Programm, welche Farben dazu passen könnten, basierend auf dem Umfeld der echten Bildpunkte.

Jetzt hat man ebenfalls ca. 8 Millionen Pixel, aber nur ein Viertel der wahren Information. Das Bild hat nicht die Knackigkeit und Schärfe einer echten 4K Aufnahme. Man kann die Auflösung erhöhen, aber die Qualität der Auflösung bleibt.

Sieht aus der Entfernung fast gleich aus, oder?

Was man optimieren kann

Videonachbearbeitung hat ihre Grenzen. Aber es gibt unzählige Möglichkeiten, das Erscheinungsbild des Materials zu verbessern. Ich zeige dir meine Lieblingsmethoden, die sehr schnell und einfach ein professionelles Ergebnis erzielen.

Die meisten Techniken stützen sich auf die Optimierung von Farbräumen, Helligkeits- und Kontrastanpassungen und das richtige Maß an Schärfe. Es geht um kleine Veränderungen, die aber einen immensen Einfluss haben. Die Videoqualität verbessert sich nicht durch eine hohe Auflösung, sondern auch durch Komposition, vermitteltem Gefühl, Farbspektrum, Musik, usw.

Nur so nebenbei, du holst sicher nicht das Beste heraus, wenn dein Video ruckelt. Oft ist die Framerate schuld. Deswegen schreibe ich hier von der richtigen Projekt-Framerate für deine Videos. Mit der falschen Einstellung zu arbeiten ist ein beliebter Fehler, der zur Löschung von Einzelbildern führen kann.

Wahl der Software

Wir werden von gratis Programmen zur Videonachbearbeitung regelrecht überhäuft. Ich habe auch schon ein paar ausprobiert, bin dann aber schnell auf eine professionelle Umgebung gewechselt. Für kleine Arbeiten reicht es schon mal, aber für alles andere wird es lästig.

Meine persönlichen Favoriten findest du hier: empfohlene Videoschnitt Softwares.

Tipps für höhere Qualität

Weißabgleich

Graukarte mit Kamera

Mit dem Weißabgleich gibst du deiner Kamera Bescheid, welche Farbtemperatur deine Umgebung hat. Du sagst ihr damit ganz einfach, was in deinem Bild Reinweiß ist.

Jede Lichtquelle scheint in einem gewissen Spektrum unterschiedlich stark. In deinem Wohnzimmer hast du wahrscheinlich ein gemütliches warm-weiß Licht. Draußen in der Mittagssonne wirkt die Umgebung kühl und grell. Zur goldenen Stunde ist dann alles in rot getränkt. Für unser Auge ist das kein Problem, es passt sich diesen Lichtverhältnissen automatisch an, weiß bleibt weiß. Aber für Kameras ist es oft nicht leicht zu erkennen, was jetzt wirklich weiß sein sollte.

Der Weißabgleich ist immer der erste Schritt.

Auf 3 Arten den Weißabgleich durchführen

Es gibt 3 schnelle Methoden für den Weißabgleich.
Vor dem Filmen: manuell oder automatisch.
Nach dem Filmen: in Software.

Manuell

Die manuelle Variante die absolut beste und professionellste Methode. Um den manuellen Weißabgleich durchzuführen, geht man auf seiner Kamera in das entsprechende Menü Weißabgleich und sucht nach Benutzerdefiniert oder Ähnlichem. Alle Lichtquellen, die später in der Szene vorkommen, müssen aktiv und ausgerichtet sein.

Nun brauchst du etwas zum Abgleichen. Ich verwende dazu diese Graukarte von Amazon. Man richtet die Graukarte so aus, dass sie von den Lichtquellen gut beleuchtet wird und das Kamerabild komplett ausfüllt. Ist der Weißabgleich gespeichert, kann man mit einem perfekt ausgeglichenen Farbraum durchstarten.

Automatisch

Die meisten Kameras bieten einen automatischen Weißabgleich an. Diesen würde ich dir generell eher nicht empfehlen. Er klingt praktisch und verlockend, aber gerade bei Kunstlicht kommt der automatische Weißabgleich manchmal durcheinander. Die Kameras haben meist mehrere Optionen für den Weißabgleich, z.B.: Sonnig, Wolkig, Kunstlicht, usw. Willst du deine Videoqualität zukünftig verbessern, empfiehlt sich die manuelle Methode. Ist keine Graukarte zur Hand, tut es auch ein weißes A4 Blatt.

In Software

Hast du den Weißabgleich vergessen, dann gibt es jetzt keinen Grund zum Verzweifeln. Softwaretechnisch ist es möglich den Farbraum anzupassen. Als Beispiel verwende ich das Videoschnittprogramm Magix. Man sucht sich in einer Szene einen Punkt aus, von dem man weiß, dass er in echt weiß ist. Dieser Sollte sich in der Nähe vom gefilmten Objekt befinden. Dann klickt man auf Weißpunkt und führt die Pipette an den besagten weißen Punkt im Bild. Mit einem Klick passt sich der Farbraum für die gesamte Szene an.

Effekte Menü von Magix 2017 Deluxe Premium

Den eigenen Style leben

Bei der Videonachbearbeitung kannst du deine persönliche Note einfließen lassen. Vieles von dem, was ich nun einstelle, ist eben Geschmackssache und situationsabhängig. 

Aber das Schöne daran: Manchen Leuten wird dein Style eher nicht gefallen, aber bei anderen triffst du dafür exakt ins Schwarze. Mit gesammelter Erfahrung wird sich dein persönlicher Style immer mehr herauskristallisieren und Leute werden erkennen, wenn ein Video von dir ist. Kameraführung, Szene, Übergänge, Farben – es muss halt alles zusammenpassen.

Wenn du einzigartige Videos drehen möchtest, dann brauchst du dafür nicht zwangsweise teures Equipment. Die richtigen Stellschrauben gedreht und schon kannst du überzeugen. Mit diesem Filmmaking Workshop kannst du eine monatelange Lernkurve, bei der du auf dich allein gestellt bist, überspringen.

Schritt für Schritt Video verbessern – so geht’s

Ich persönlich bevorzuge ein sattes, kräftiges Bild, das aus dem Bildschirm poppt. Generell lege ich Wert auf ein tiefes, dominierendes Schwarz und schöne, helle Details.

Die Änderungen sind klein, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen. 

Man kann sich im Bearbeiten von Videos auch verlieren. Es besteht dabei die Gefahr, sich an das Bild zu sehr zu gewöhnen und dadurch einfach mit den Farben und Kontrasten zu übertreiben. Weniger ist meist mehr. Schon zu oft gehört? Vielleicht ist was dran.

1) Original

Lass das Ausgangsmaterial auf dich wirken. Was möchtest du vermitteln? Welche Stimmung, welche Story? Wo sind die Schwachpunkte und was genau benötigt Verbesserungen? Wenn du weißt, wohin deine Story dich führt, dann kannst du starten.

In diesem Beispiel möchten wir Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Sommer und Sonne vermitteln. Wie eine Waschmittelwerbung? Warum nicht.

2) Farbtemperatur

Der Weißabgleich wurde natürlich wie es sich gehört manuell vor Ort gemacht. Sonst wählt man ein Pixel im Bild, von dem man weiß, dass er in der Realität Reinweiß wäre. In diesem Fall ein guter Punkt am Kleid, oder sogar ein Boot.

Der Software will grundsätzlich wissen, was Weiß ist, damit es alle Farben korrekt auswerten kann. Jetzt kannst du aber gerne die Farbtemperatur an die Stimmung anpassen. Das Tageslicht ist ganz in der Früh sehr rot/orange wandert dann schnell in den leicht blau-gelben Bereich und gerät zum Abend hin wieder in das orange/rote Spektrum. Also, frisches Morgen-Blau, oder romantisches Abend-Rot?

Ich verwende dazu zwei Bereiche: den leicht roten/orangen Bereich und den blauen Bereich. Meist möchte man ein warmes oder kaltes Gefühl erzeugen. Grün und Pink sieht nicht immer gut aus. Dieser Regler ist nichts für zittrige Hände, eine kleine Verschiebung hat schon großen Einfluss auf das Ergebnis.

Hier passt das warme Licht wie bei einem romantischen Sonnenuntergang und verstärkt außerdem den Farbkontrast zwischen dem gelben Vordergrund und dem blauen Meer. Auch Kontraste der Farben können mehr Raum erzeugen, nicht nur hell und dunkel!

3) Kontrast und Sättigung

Bei der Kontrasterhöhung wird Schwarzes schwärzer und Weißes weißer, der Unterschied wird also deutlicher. Die Änderung geschieht dabei linear. Objekte bekommen mehr Körper und auch die Farben wirken satter. Wenn das Bild blasser oder kräftiger aussehen soll, kann man schon am Regler drehen, aber nur ganz sachte. Zu knackige Farben wirken total unnatürlich. Ein fahles Bild kann durchaus in gewissen Szenen wünschenswert sein!

Im Unterschied dazu verändert die Sättigung nicht dunkle und helle Flächen, sie bringt nur ein Leuchten ins Bild. Keine Sättigung entspricht einem Graustufen Bild, volle Sättigung macht aus einem zarten Himmelsblau ein pures Neon blau. Lieber das Mittelmaß ansteuern. Die Videoqualität verbessert sich sicher nicht durch schrille, grelle Farben, sondern durch die verbesserte Story.

4) Gamma Korrektur

Die Gamma Korrektur ist der Kontraständerung sehr ähnlich. Es ist in Wahrheit auch sehr schwierig, den Unterschied zu erklären. Beim Ausprobieren und mit Übung versteht man diese Dinge am besten. Gamma lässt Schwarz und Weiß gleich. Es werden aber die mittleren Graustufen nicht-linear in eine Richtung gedrückt. Das bringt entweder mehr helle Details oder mehr dunkle Details zum Vorschein.

Will man eine Szene auf die hellen Details fokussieren, dann regelt man die Gamma-Korrektur herunter. Das Bild wird an dunklen Stellen dunkler, aber lässt sehr viele helle Graustufen übrig. Wenn das Bild hingegen heller werden soll und man viel Detail im dunklen Bereich haben will, regelt man sie rauf. Puh, ich klinge verwirrt, aber ich glaube, ich ergebe Sinn!

Den Regler für Helligkeit rühre ich normalerweise nicht an. Das Ergebnis gefällt mir einfach nicht so gut. Schraubt man die Helligkeit rauf, wirkt das Bild wie durch ein Milchglas betrachtet. Verringert man die Helligkeit, beobachtet man das Bild wie durch eine getönte Scheibe.

5) Erhöhte Schärfe

Bei der Erhöhung der Schärfe werden sehr weiche Konturen und Strukturen im Fokus gehärtet. Dafür gibt es kein Maß, du musst einfach ausprobieren, bis du die perfekte Balance zwischen weichen und harten Übergängen findest. Du kannst auch einstellen, ob sich diese Änderungen eher auf Kanten oder auf allgemein auswirken sollen. Ausprobieren. Bei zu hoher Schärfe wirkt das Bild überzeichnet. Meist bringt ein wenig Schärfe verloren gegangene Feinheiten wieder hervor und betont Strukturen.

Auch hier gilt: nie zu viel und manchmal sogar weniger.

6) Fazit

Das Ergebnis gefällt mir sehr gut. Nebeneinander verglichen sind die Bilder kaum verschieden. Auch vom Original zum letzten Bild gibt es keine gravierenden Unterschiede – selbst bei meinen intensiven und satten Vorlieben. Wie am Anfang versprochen, sollten Änderungen sehr subtil geschehen.

Wow! Die Szene lässt sich sehen.